Huber Günther Schachversand St.Georgen / Gusen

von Peter Niederwieser TSU Wartberg/Aist

SCHACH DEM SCHWEINEHUND

„Schach dem Schweinehund“ ist ein heiteres Schachprogramm der Firma Chessbase. Man spielt gegen eine witzig animierte Bulldogge, die die Partie mit allerlei starken Sprüchen kommentiert. Die Bedienoberfläche ist sehr ansprechend und übersichtlich gestaltet. Sie besteht im Wesentlichen aus Schachbrett, Uhr, Notation, Bewertungsanzeige, Navigationsknöpfen und natürlich dem Schweinehund. Alle Einstellungen können über einen einzigen Dialog, unterteilt in mehrere Abschnitte, vorgenommen werden.

 

Man merkt dem Programm deutlich an, dass es gezielt für jüngere Schachspieler entwickelt wurde. Die Bedienung ist einfach und intuitiv. Zum Beispiel genügt ein Klick auf den Brettrand, um das Brett zu drehen. Als kleine Hilfe werden bedrohte Figuren farbig markiert. Der Schweinehund schneidet fürchterliche Grimassen und glänzt mit bissigen gesprochenen Kommentaren, die zur Stellung passen. Obwohl ich mich schon zu den Erwachsenen zähle, kam mir hier öfters ein Schmunzeln aus. Zu schade dass der Kerl nicht versteht was man ihm antwortet!

 

Damit der Schweinehund langfristig ein interessanter Gegner bleibt, können Spielstärke und Spielstil variiert werden. Auch Materialvorgaben sind möglich. Verhält sich der Hund auf niedrigster Spielstufe noch wie ein ahnungsloser Patzer, ist er auf höchster Stufe allen Hobbyspielern überlegen. Mehrere Eröffnungsbücher helfen ihm, verschiedenste Eröffnungen zu spielen.

 

Ein paar Bemerkungen für Interessierte: hinter der Dogge verbirgt sich vermutlich die Engine Nimzo 7.32 von Chrilly Donninger, die fortgeschrittene Techniken wie Hashtabellen,  Tablebases (3- und 4-Steiner werden mitgeliefert) und Stellungslernen beherrscht. Laut schwedischer Computer-Eloliste ist Nimzo 7.32 in etwa so stark wie Fritz 5.32 und gehört noch immer zum erweiterten Spitzenfeld der Schachprogramme. Der Führende in dieser Liste ist derzeit Fritz 7.

 

Der Schweinehund hilft auch beim Eingeben und Analysieren der eigenen Partien. Gerne gibt er seine Meinung zu einer Stellung ab und zeigt auch gleich wie es weiter gehen könnte. Züge können mit Kommentaren versehen werden. Grundlegende Datenbankfunktionen wie Laden, Speichern und Suchen von Partien sind ebenfalls vorhanden. Unterstützt werden Datenbanken im weitverbreiteten PGN-Format, jedoch nicht im leistungsfähigeren Chessbase-Format. Auf der CD befinden sich mehrere Datenbanken mit insgesamt 15000 unkommentierten Partien, mehr als man jemals nachspielen könnte. Nebenbemerkung: Über das Internet sind heutzutage mehr als 2 Mio. Partien gratis zu beziehen. Eine große Datenbank hat für fortgeschrittene Spieler den Vorteil, dass sie zu jeder ihrer Eröffnungen genügend Partiematerial finden können, selbst wenn es sich um eine seltene Variante handelt.

 

Aufgewertet wird das Programm durch einen Trainings- und einen Partieteil. Die Trainingsdatenbank enthält 300 Aufgaben, die nach Schwierigkeitsgrad abgerufen werden können. Auf Wunsch erhält man eine Lösungshilfe. Im Partieteil werden zehn berühmte historische Partien von Großmeister Pfleger auf amüsante Weise in Wort und Bild erklärt. Pfeile und farbige Markierungen am Brett erhöhen die Verständlichkeit der Kommentare. Meiner Meinung nach ein Höhepunkt des Programms!

 

Nach so viel Lob möchte ich auch einige Einschränkungen und Mängel erwähnen.  Ich vermisse die Möglichkeit, Varianten einzugeben und nachzuspielen. Auch gibt es keine Druckfunktion. Die Anzeige von Partiekommentaren klappt nicht richtig, weiters können diese nur überschrieben aber nicht mehr gelöscht werden. Die an sich gute Idee, die vom Computer vorgeschlagene Fortsetzung direkt in die Notation einzublenden, macht das Vorwärts- und Zurückbewegen durch eine Partie etwas verwirrend. Die Bedienoberfläche hat ein paar weitere kleine Fehler.

 

Etwas mehr Sorgfalt hätte das Programm noch besser gemacht, was man von den meisten Chessbase-Produkten behaupten kann. Zum Glück betreffen die Probleme hauptsächlich den Datenbankteil. Als Spielprogramm hat mich der Schweinehund wirklich überzeugt. Das Konzept ist gelungen und ich habe noch kein Schachprogramm gesehen, das so viel Spaß macht. Die Trainingsfunktionen runden den guten Gesamteindruck ab. Ich kann den Schweinehund allen unseren Jugendspielern, ganz gleich in welcher Trainingsgruppe, empfehlen.

 

Übrigens: „Schach dem Schweinehund“ kostet 25,50 Euro (früher 69,95 Euro!) und läuft auf praktisch jedem Rechner (ab Pentium 133 mit Windows 95, besser Windows 98 oder höher). Auf der Webseite www.schachdemschweinehund.de kann man erste Bekanntschaft mit dem Schweinehund schließen. Als Alternative für sehr ambitionierte Spieler empfehle ich Fritz 7, seit kurzem um denselben Preis erhältlich (früher 50,99 Euro). Für Anfänger, die spielerisch in die Grundlagen des Schachspiels eingeführt werden möchten, ist gerade „Fritz & Fertig“ erschienen, ein vielversprechendes Schach-Adventure, das allseits gelobt wird.

 
Buchbeschreibung