Weiß besetzt mit beiden Bauern direkt das Zentrum, das darf sich
Schwarz natürlich nicht so einfach gefallen lassen. 3..exd4 Nun könnte
man mit dem Springer zurückschlagen und wäre in der Hauptvariante der
Schottischen Partie, ich möchte Ihnen aber ein Bauernopfer vorschlagen:
4.Lc4. Weiß verzichtet darauf, den Bauern zurück zu gewinnen und
entwickelt lieber den Läufer. Dies nennen die Schachspieler Gambit
(wörtlich übersetzt: ein Bein stellen). Weiß spielt also mit einem
Bauern weniger, ist aber dafür in der Entwicklung der Figuren voraus.
Dadurch ergeben sich eine Menge Möglichkeiten für taktische Tricks. Und
wenn Schwarz nicht gut aufpasst, bekommt er wirklich ein Bein gestellt.
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Lösungen Nach den Zügen 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Lc4 erreichen
wir die Grundstellung des Schottischen Gambits.
Nun kommen wir zur
ersten Hauptvariante: 4..Sf6 Dieser Zug
entwickelt nicht nur eine Figur, sondern greift gleichzeitig den
ungedeckten e-Bauern an und bereitet die kurze Rochade
(Königssicherheit) vor. Jedoch kümmert sich Weiß auch um den zweiten
Bauern nicht und treibt lieber seine Entwicklung voran. 5.0–0 Und
Schwarz greift zu! 5..Sxe4 Nun haben wir die Stellung in Aufgabe 1
erreicht.
Aufgabe 1: Wie soll Weiß fortsetzen?
Durch den Springerzug
wurde die e-Linie geöffnet. Weiß hat bereits rochiert, Schwarz noch
nicht. Diesen Entwicklungsvorsprung kann man nun nutzen… 6.Te1 und der
Springer ist gefesselt! Natürlich kann Schwarz den gefesselten Springer
decken 6..d5 Und schon haben wir Aufgabe 2 auf dem Brett!
Aufgabe 2: Weiß am Zug. Was nun?
7.Lxd5 Dieses Opfer ist
spektakulär und nur sehr schwer zu finden. Daher lohnt es sich,
Eröffnungen zu trainieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nur wenige
Teilnehmer diesen Zug eigenständig am Brett finden. Diesen Zug muss man
einfach mal gesehen haben, ansonsten nimmt man ihn nicht in die engere
Wahl! Dies ist also ein klarer Vorteil gegenüber unserem Gegner! Wir
kennen jetzt diesen Trick, aber unser Gegenüber? 7..Dxd5 Aber was hat
Weiß von diesem Läuferopfer außer noch eine Figur weniger? Der tiefere
Sinn dieses Zuges zeigt sich in Aufgabe 3.
Aufgabe 3: Wie kann Weiß die Fesselung des d-Bauern ausnutzen?
8.Sc3 Ein fantastischer Zug, der nur funktioniert, weil er durch das
Läuferopfer vorbereitet wurde. Der schwarze Springer darf nicht
schlagen, weil er an den König gefesselt ist, der d-Bauer will nicht
schlagen, weil sonst die ungedeckte Dame verloren ginge. Aber, was
Schwarz auch macht, der Springer auf e4 geht nun verloren! Als bester
Zug hat sich 8..Da5 herausgestellt! Nun hat Weiß die Qual der Wahl. Wie
soll er nur auf e4 zugreifen? 9.Sxe4 ist der Beste und wir werden gleich
sehen warum! Ziehen Sie einfach mal für Schwarz 9...Da6 Dann zeigt sich
plötzlich das ganze Gift des letzten Zuges.
Aufgabe 4: Weiß am Zug. Finde den besten Zug!
Mit 10.Sc5+ Le6 11.Sxa6
könnte man schon durch ein Abzugschach die Dame gewinnen, aber es geht
noch besser: 10.Sf6+ Dieses Doppelschach ist tödlich! Kd8 11.Te8#
Diese Falle sollte man
sich gut merken! Natürlich ist 9...Da6 ein schlechter Zug! Schwarz ist
gut beraten, die e-Linie zu blockieren. Daher bietet sich 9..Le6 an.
Nun verstärkt Weiß den
Druck auf e6. 10.Seg5 und Schwarz entschließt sich, den Mehrbauern
zurückzugeben und lieber seinen König in Sicherheit zu bringen 10..0–0–0
Aufgabe 5: Weiß gewinnt einen Bauern zurück. Wie?
11.Sxe6 fxe6 12.Txe6 und
vom Material her ist wieder alles ausgeglichen! Nun bringt Schwarz seine
letzte Leichtfigur ins Spiel: 12..Ld6 und Weiß zieht nach 13.Lg5 Nach
den Zügen 13..Tdf8 14.De2 haben wir folgende Stellung erreicht:
Weiß hat die e-Linie
erobert und alle Figuren gut postiert. Nur der Turm auf a1 sollte im
Laufe der Partie noch ein besseres Feld finden! Schwarz hingegen hat
einen Zentrumsbauern nach d4 vorgestoßen. Dieser kann gut sein, aber
auch schwach werden. Der eine Turm greift in der halboffenen f-Linie an,
während der andere noch in der Ecke steht. Am Besten lassen Sie Ihre
Schüler diese Stellung mal weiterspielen, um die Pläne des nun folgenden
Mittelspiels besser kennen zulernen. Spielt
Schwarz im 4.Zug seinen Läufer nach e7, c5 oder b4, braucht man sich als
Weißer nur einen Zug zu merken: es folgt immer 5.c3
Betrachten wir nun die zweite Hauptvariante: 4..Lc5
Hier hat Schwarz nach
5.c3 zwei Alternativen. Wenn er auf c3 zugreift, tappt er in die Falle!
Aufgabe 6: Weiß am Zug kommt in Vorteil!
Der Läufer auf c5 ist
nicht beschützt und dies nutzt Weiß zu einem kleinen Trick. Zunächst
opfert er den Läufer und dann gewinnt er ihn durch einen Doppelangriff
zurück. 6.Lxf7+ Kxf7 7.Dd5+ Nach den Zügen 7..Ke8 8.Dxc5 cxb2 9.Lxb2 hat
Weiß gutes Spiel für den Minusbauern, denn schließlich darf der schwarze
König nicht mehr rochieren und kommt in der Mitte ganz schön unter
Beschuss! Aber Schwarz muss natürlich nicht auf c3 schlagen. Besser ist
5...Sf6.
Aufgabe 7: Wie kann Weiß hier zur Italienischen Partie übergehen?
Und nun zeigt sich ein
weiterer Vorteil des Eröffnungsstudiums: manchmal kann man von der einen
in die andere Eröffnung wechseln. Hier haben wir einen solchen Fall,
denn nach den Zügen 6.cxd4 Lb4+ 7.Sc3 haben wir nichts anderes als die
Grecovariante der Italienischen Partie auf dem Brett. Sie glauben mir
nicht? Dann spielen Sie mal folgende Züge nach und vergleichen Sie: 1.e4
e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 Sf6 5.d4 exd4 6.cxd4 Lb4+ 7.Sc3 deshalb
werden wir uns die Grecovariante auch einmal etwas näher betrachten,
dann kann sich jetzt unser Gegner warm anziehen! |